Schmerzen im Alter

Ist Altern zwingend mit körperlichem Leid verbunden? Diese Frage stellen sich viele Menschen, die mit älteren Menschen in Kontakt sind. Tatsache ist, dass Schmerzlinderung ein wichtiger Bestandteil bei der Betreuung und Pflege von älteren Menschen darstellt und wesentlich zu einer guten Lebensqualität beiträgt. Lesen Sie über die häufigsten Schmerzen im Alter.

Nur Betroffene selbst wissen, wie stark sie wirklich leiden

Das Empfinden von Schmerzen ist sehr individuell. Selbst die erfahrenste Pflegekraft weiß nicht, wie stark die Schmerzen eines Patienten wirklich sind.  Gerade alte Menschen sind oft nicht mehr in der Lage ihre Schmerzen klar zu beschreiben.

Indirekte Hinweise wahrnehmen

Indirekte Hinweise auf Schmerzen bei alten und kranken Menschen sind gequälte Laute, Stöhnen, Weinen oder Schreien, unerklärliche Aggression, verzerrte Mimik, Schonhaltungen, Unruhe, Abwehr der Pflege, Appetitmangel und Schlafstörungen. Körperliche Hinweise auf einen Schmerzzustand können Pulsanstieg, flache Atmung, Blässe, Schweiß oder verspannte Muskulatur sein. Nicht bei allen Patient:innen sind diese Anzeichen klar erkennbar. Manche Menschen versuchen aus dem Wunsch heraus niemandem auf die Nerven zu gehen, ihre Schmerzen zu verbergen. Hier muss der richtige Zugang von Angehörigen und Pflegepersonal gefunden werden, um der Person helfen zu können.

Veränderte Wahrnehmung

Dazu kommt, dass im höheren Alter Wehwehchen anders wahrgenommen werden. Oft wird nicht so spontan wie bei Jüngeren über körperliches Leid berichtet. Daraus entsteht die Gefahr, dass Schmerzen über Jahre hinweg empfunden werden und Menschen Strategien entwickeln mit diesen umzugehen. Der Schmerz wird oft „als zum Alltag gehörend“ erlebt. In diesen Fällen muss mit den Betroffenen die Schmerzerfahrung und -einschätzung erarbeitet werden, um ihnen mit der richtigen Behandlung helfen zu können.

Seelische Schmerzen im Alter

Auch seelisches Leid zählt zum körperlichen Schmerz und muss bei der Behandlung von alten Menschen in der Schmerztherapie beachtet werden. Trauer und Niedergeschlagenheit sind oft empfundene Symptome bei dieser Form des Schmerzes. Bei den Betroffenen reicht das Spektrum der empfundenen Emotionen von missgestimmt bis depressiv. Wobei hier eine Wechselbeziehung zwischen Schmerzen und Depression zu beobachten ist. Werden die Schmerzen chronisch, führen sie zu verstärktem seelischem Leid.

Psychische und soziale Faktoren spielen bei der Schmerzwahrnehmung und -bewertung eine entscheidende Rolle. Trauer und Angst verstärken die Schmerzempfindung, während eine positive Lebenseinstellung zu einer abgeschwächten Schmerzempfindung führt. Auch hier gilt: Der frühzeitige Arztbesuch kann eine Verschlechterung der Lebensqualität verhindern.

Chronische Leiden

Obwohl keine einheitliche Definition existiert, ab wann Schmerzen als chronisch bezeichnet werden, gilt die Regel: Beschwereden sollten nicht länger als drei bis sechs Monate anhalten oder bedeutend länger als vom Heilungsprozess einer konkreten Verletzung vorgesehen andauern.

Gute Behandlung zählt

Chronische Schmerzen sind für viele Menschen im höheren Alter ein ständiger Begleiter. Die Behandlung von chronischen Schmerzen ist herausfordernd. Der Grund dafür: Ältere Menschen leiden oft unter mehreren Krankheiten mit einer Vielzahl an Symptomen. Der einzelne Schmerz kann daher nicht im Zentrum der Therapie stehen.  Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass viele ältere Menschen eine große Bandbreite an Medikamenten einnehmen. Diese Medikamente verändern den Stoffwechsel der betroffenen Person und führen zu Wechselwirkungen der Medikamente. Damit keine unerwünschten Wirkungen auftreten und die Schmerztherapie erfolgreich sein kann, ist die Dosierung von zentraler Bedeutung für den Erfolg der Therapie.

Nicht-medikamentöse Schmerztherapie

Um bestmögliche Erfolge zu erzielen, sollte die medikamentöse Schmerztherapie durch nicht-medikamentöse Therapien wie psychologische Verfahren, Physio- und Ergotherapie, sowie körperliches Training unterstützt werden.

Als erfolgreiche Methode zur Bewältigung von Schmerzen eignet sich die gezielte Ablenkung der Aufmerksamkeit vom Schmerz. Um die Lebensqualität zu unterstützen, wird der Fokus auf positive Erlebnisse gelegt.

Mit dem Schmerz leben lernen

Trotz Schmerztherapie können manche Schmerzen nicht völlig beseitigt werden. Daher ist es wichtig, mit Schmerzen leben zu lernen und sich von den damit in Verbindung stehenden Ängsten und Missstimmungen nicht beherrschen zu lassen. In diesem Fall hilft eine sogenannte Akzeptanztherapie. Diese Therapieform unterstützt die betroffene Person dabei Ängste abzubauen, ihre Wahrnehmung gezielt auf Positives zu lenken und schließlich eine gedankliche Distanzierung vom Schmerz zu erreichen.

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