Pflegeberuf

Spricht man mit Mitarbeitenden aus dem Pflegebereich, hört man oft, dass der Beruf sinnstiftend und erfüllen ist, aber auch herausfordernd. Wenn Sie sich für einen Pflegeberuf interessieren erfahren Sie im folgenden Beitrag Wichtiges aus der Praxis von Renate Müllner, Pflegedienstleiterin in den SeneCura Sozialzentren Krems, und Peter Keiblinger, Pflegedienstleiter in der SeneCura Residenz Oberdöbling.

Veränderungen in der Pflegebranche

In den letzten Jahren war die Pflegebranche geprägt von organisatorischen Veränderungen. Dazu zählen etwa der Umstieg auf ein Bachelorstudium in der Pflegeausbildung oder der neu eingeführte Beruf Pflegefachassistenz. Doch, wie zeigt sich das in der Arbeit in der Praxis?

Pflegefachassistenzen sind das Zwischenglied zwischen Pflegeassistenzen und den diplomierten Gesundheits- und Pflegefachkräften oder künftigen Bachelorabsolvent:innen. Ihre Tätigkeit können sie relativ selbstständig ausführen. Der Beruf der Pflegefachassistenz ist zum Großteil in Krankenhäusern zu finden und weniger in Pflegeheimen. In den stationären Pflegeeinrichtungen arbeiten hauptsächlich Pflegeassistenzen und diplomierte Gesundheits- und Pflegefachkräfte sowie künftig mehr Personen mit Bachelorausbildung.

Unterschied Altenpflege in Pflegeheimen und Pflegepersonal im Krankenhaus

Egal, ob eine Pflegekraft im Alten- oder Pflegeheim oder im Krankenhaus arbeitet, die Ausbildung ist grundsätzlich gleich. Jedoch gibt es im Krankenhaus, je nach Abteilung, eigene Spezialisierungen. In Pflegeheimen liegt der Fokus klar auf der Pflege im Alter. Gesundheits- und Krankenpflege funktioniert aber in beiden Bereichen gleich. In Österreich gibt es eine gemeinsame Grundausbildung, danach folgt die Spezialisierung für eine bestimmte Fachrichtung.

Pflegeausbildung Österreich

Unterschiedliche Pflegeberufe

Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger (Bachelor, der nun Diplom ersetzt)

Diplomierte Pflegekräfte sind für den gesamten Pflegeprozess verantwortlich. Dazu gehört die Diagnostik, Planung, Organisation, Durchführung, Kontrolle und Evaluation aller pflegerischen Maßnahmen.  Zu den täglichen Tätigkeiten zählen u.a. Verbandswechsel, Blutzuckerkontrollen, das Verabreichen von Medikamenten, das Anschließen von Infusionen und administrative Arbeiten wie z.B. die Pflegeplanung. Aber auch die Zusammenarbeit und der Austausch im Team, die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie Therapeut:innen sowie die Gespräche mit den Angehörigen. Außerdem tragen Diplomierte bzw. Bachelorabsolvent:innen die Verantwortung für den Tagesablauf. Auch Nachtdienste gehören dazu.

Dreijähriger Bachelorlehrgang

Das Aufgabengebiet von Bachelorabsolventen und Diplomierten ist gleich. Kernkompetenzen sind im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz festgeschrieben. Hier gehört auch der Pflegeprozess dazu. Im Gesetz ist genau definiert, welche Handlungen von der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekraft selbst ausgeführt werden dürfen, welche den Ärztinnen und Ärzten obliegen und welche Aufgaben sie an die Pflegefachassistenz, die Pflegeassistenz oder die Heimhilfe übertragen kann.

Pflegeassistenz vs. Pflegefachassistenz

Der Zuständigkeitsbereich der Pflegeassistenz ist hauptsächlich die Grundversorgung. Dazu gehört etwa die Körperpflege, Begleitung beim Aufstehen, Transfers, usw. Dabei steht sie aber in Abhängigkeit von den diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen. Denn, sie darf Aufgaben nicht von sich aus erledigen, sondern nur, wenn sie von diplomierten Fachkräften dazu aufgefordert wird. Eine Pflegefachassistenz ist meistens im Krankenhaus tätig, da sie auch medizinische Aufgaben erfüllt, wie etwa eine Infusion anzuhängen.

Schöne und herausfordernde Seiten am Pflegeberuf

Schöne Aspekte am Pflegeberuf

Auf die Frage, was das Schöne am Pflegeberuf ist, spricht Renate Müllner aus Erfahrung: Ihr gefällt daran die Lebendigkeit, die der Beruf mitbringt. Sie findet die Tätigkeit sehr facettenreich, spannend, aber vor allem sinnstiftend. Für sie ist ein Job im Pflegeberuf genau das Richtige. Ist er das auch für Sie?

Auch Peter Keiblinger sieht darin viele schöne Aspekte und nennt auch ein Beispiel. Er erwähnt Gespräche mit einer Bewohnerin einer Pflegeresidenz, die 101 Jahre alt ist, eine lebendige Art und einen „guten Schmäh“ hat. Mit all ihren Erzählungen hat sie sein Leben bereichert. Generell lerne er viele großartige Menschen mit viel Lebenserfahrung kennen, von denen man lernen kann und viele Anregungen mitnimmt. Diese Begegnungen machen das Schöne an seinem Beruf aus. Es geht darum, dass man gerne mit Menschen arbeitet und an ihren Lebensgeschichten interessiert ist.

Herausfordernde Momente im Pflegeberuf

Natürlich bringt der Beruf im Pflegebereich nicht nur Sonnenseiten mit sich. Er ist auch körperlich anstrengend und Wochenend-, Nacht-, sowie Feiertagsdienste gehören ebenso dazu. Renate Müllner weiß aber, dass es darauf ankommt, wie jemand mit den einzelnen Herausforderungen umgeht, welche Einstellung man dazu hat. Es kommt auch immer wieder vor, dass man für Kolleginnen und Kollegen einspringen muss bzw. den Dienstplan neu besetzen muss. Diese Flexibilität muss man mitbringen.

Als Führungskraft sind Belastbarkeit und Organisationstalent gefragt: Die Besetzung des Dienstplans, die bei Krankheitsfällen oder wegen anderer oft kurzfristiger Verhinderungen laufend angepasst werden muss ist eine laufende organisatorische Herausforderung.

Persönlichkeit im Pflegeberuf

Welche Eigenschaften braucht man für den Pflegeberuf? Vielleicht haben Sie sich diese Frage selbst schon gestellt. Renate Müllner fasst zusammen, dass eine Person, die sich für einen Pflegeberuf interessiert, eine gewisse innere Stabilität haben sollte, eine positive Einstellung und auch Lernbereitschaft.

Peter Keiblinger fügt hinzu, dass man Menschen auf jeden Fall mögen muss. Es ist wichtig, dass man mit unterschiedlichen Charakteren professionell umgehen kann.

Eine weitere Facette, die er als wichtig erachtet, ist Professionalität. Umarmen von zu Pflegenden fällt für ihn nicht darunter. Pflegendes Personal sollte einen professionellen, menschlichen Zugang haben. Wissen, wie man den Menschen abholt und wie man ihm begegnet. Das sieht er als viel wichtiger als eine oberflächliche Umarmung.

Wissenswertes: Pflegeberuf erlernen

Möchten Sie einen Pflegeberuf erlernen? Dann sollten Sie sich vorweg darüber informieren, was genau das Berufsbild ausmacht und was die Aufgabenbereiche in der Pflege sind. Außerdem, welche verschiedenen Berufsbilder es gibt. Am wichtigsten ist jedoch, dass Sie sich fragen: Ist das wirklich das was ich machen möchte?

Auch Renate Müller findet, dass sich jemand genau überlegen sollte, was er von seiner Berufswahl erwartet. Voraussetzung dafür ist das Einholen von Informationen über den Pflegeberuf. Es reicht nicht aus, wenn jemand im privaten Umfeld mitbekommen hat, wie alte Menschen gepflegt worden sind. Sie empfiehlt eine Checkliste mit Vor- und Nachteilen und Gespräche mit Menschen, die in der Pflege arbeiten und Informationen aus erster Hand geben können. Viele Institutionen bieten auch die Möglichkeit an, Schnupperpraktika zu machen. So kann man sich am besten ein Bild machen, ob die Erwartungen der Realität entsprechen.

Die Bildungseinrichtungen, die Pflegepersonal ausbilden, haben immer wieder Informationsveranstaltungen. Auch Pflegeanbieter informieren über die erforderliche Ausbildung und deren Finanzierung. Bei SeneCura gibt es eine eigene kostenlose Beratung für Pflegeausbildung: https://www.senecura.at/beratung-pflegeausbildung.

Bewusste Entscheidung für den Pflegeberuf

Als Wunsch für die Zukunft sind sich die Beiden einig: Im Pflegealltag passiert tagtäglich Gutes. Leider wird in den Medien aber vor allem negativ berichtet. Es ist wichtig, dass sich Menschen bewusst und gut informiert dazu entscheiden, diesen Beruf zu wählen. Der Pflegebereich braucht junge, engagierte Menschen, die diesen Beruf weitertragen. Und eines ist ebenfalls für beide klar: Sie würden sich wieder für dafür entscheiden. Mehr dazu hören Sie in unserer Podcast-Folge.

Nach oben