Depression und Demenz erkennen

Neben all den belastenden Facetten, die eine Demenzerkrankung mit sich bringt, gibt es hilfreiche Methoden für den Alltag. Eine davon nennt sich Validation bei Demenz. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine wertschätzende, urteilsfreie (non)verbale Kommunikationsmethode. Sie soll sowohl Betroffenen als auch Angehörigen das Leben erleichtern. Erfahren Sie in diesem Beitrag Wissenswertes über die Grundsätze der Validation und wie sie angewandt werden kann.

Grundgedanke bei der Validation bei Demenz ist, dass hinter dem Verhalten dementer Menschen ab 80 Jahren nicht nur der Abbauprozess im Gehirn steckt. Schließlich kommen dazu auch etwa unerfüllte Bedürfnisse, Verluste oder unbewältigte Konflikte aus der Vergangenheit. Folglich resultiert daraus der sogenannte Aufarbeitungsprozess, durch den Betroffene sehr herausforderndes Verhalten zeigen. Durch Validation können alte Menschen in ihrer Situation einfühlsam begleitet werden. Vielleicht interessiert Sie auch, was Ursachen und Risiken für eine Demenz sind?

Bedeutung von Validation bei Demenz

Wird jemand validiert, so versteht man darunter, jemanden für „gültig“ zu erklären. Wendet also jemand Validation an, so akzeptiert er die Gefühle, Bedürfnisse und Erlebnisse alter, dementer Menschen. Hierbei geht es viel um Empathie, was wiederum Vertrauen schafft. Aus diesem wiederum resultiert für den alten Menschen Sicherheit. Diese Sicherheit bestärkt alte Personen und stärkt ihr Selbstwertgefühl. Dadurch fühlen sie sich weniger gestresst. Angehörige, die Validation bei Demenz anwenden, bemerken die Signale ihrer Angehörigen und fassen diese in Worte.

Prinzipien der Validation bei Demenz

  • Sind sehr alte Menschen desorientiert, soll man sie akzeptieren wie sie sind.
  • Nicht jedes Verhalten dementer Menschen ist nachvollziehbar. Dennoch geht es bei der Validation bei Demenz darum, sie dabei zu unterstützen, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
  • Menschen mit Demenz leben manchmal zur gleichen Zeit auf mehreren Bewusstseinsebenen. Unterbewusst wissen sie selbst, was wahr ist. Deshalb ist es wichtig, sie nicht anzulügen.
  • Gehen ihre Sinne im Außen verloren, richten sich demente Menschen nach ihren „inneren Sinnen“.

Sehr alte Menschen hängen gefühlsmäßig manchmal in früheren Entwicklungsstadien fest. Deshalb kehren sie häufig mental und emotional in die Vergangenheit zurück. Dort möchten sie die unbearbeiteten Konflikte aufarbeiten. Dahinter steckt der Wunsch in Frieden sterben zu können. Daraus resultieren oft starke Emotionen, bei denen Betroffene eben die Unterstützung durch Validation brauchen. Im Aufarbeitungsprozess werden diese Gefühle schwächer. Misslingt dieser Prozess, so kommt es nach Feil zu vier Phasen der Aufarbeitung.

Vier Phasen der Aufarbeitung nach Feil

Phase 1: Mangelhafte Orientierung

Ein dementer Mensch, der sich in der Phase der mangelhaften Orientierung befindet, kann zunehmende körperliche und soziale Verluste nicht akzeptieren. Anzeichen dafür sind etwa, dass sie sich beschweren und andere beschuldigen. Beispiele dafür wären, dass sie Angehörige beschuldigen, diese würden sie bestehlen oder vergiften. Dadurch halten sie den eigenen Schmerz und ihre Ängste besser aus. Durch das Horten von Dingen versuchen sie, wieder Kontrolle über ihr Leben zu gewinnen.

Praktische Tipps für die Validation bei Demenz

  • Zentrieren: Hier geht es darum, dass die validierende Person ihre eigenen Gefühle im Moment zurückstellt.
  • Emotionen aufnehmen: Bei der Validation bei Demenz muss hier die Stimme angepasst werden. Das Verhalten dem Betroffenen gegenüber muss sachlich sein.
  • W-Frage und nicht wertende Wörter verwenden: Wer, was, wo, wann, wie, jedoch nie warum fragen. Dadurch wird vermieden, dass demente Angehörige mit ihren Gefühlen konfrontiert werden.
  • Respektieren Sie den Wunsch nach körperlichem Abstand in dieser Phase (Armlänge).

Phase 2: Zeitverwirrt und Validation bei Demenz

Leidet ein alter Mensch an zeitlicher Verwirrung, liegt das an einem fortgeschrittenem Verfall des Gehirns. In dieser Phase können sich demente Menschen an Dinge erinnern, die weit in der Vergangenheit liegen. Dabei fehlt ihnen jedoch jegliches Zeitgefühl. Somit können sie zum Beispiel auch nicht sagen, wie alt sie selbst sind.

Praktische Tipps für Validationsanwendung

  • Zentrieren, Blickkontakt: Halten Sie Blickkontakt und beugen Sie sich auf Augenhöhe zum Angehörigen
  • Sprechen Sie in einer klaren und liebevollen Stimmlage
  • Berühren Sie Ihren dementen Angehörigen gezielt liebevoll
  • Passen Sie Ihre Körperhaltung, Atmung, Stimme und Tempo sowie Gesichtsausdruck an

Phase 3: Sich wiederholende Bewegungen

Der geistige und körperliche Verfall schreitet weiter voran, wenn demente Menschen von Außen nicht mehr angeregt werden. In der dritten Phase zeigen sie ihren Wunsch nach Liebe. Zeichen dafür sind etwa falten oder spitzen der Lippen zu einem Kussmund. Durch schreien, fluchen oder weinen möchten alte Menschen ihre Gefühle ausdrücken. Außerdem möchten sie nach wie vor nützlich sein, indem sie Muskelbewegungen von früheren Arbeiten ausführen.

Praktische Tipps für Validationsanwendung

  • Zentrieren, spiegeln, Rhythmus der Betroffenen annehmen
  • Gefühle der dementen Angehörigen in Worte fassen
  • Behutsame Berührungen von den Schultern aus startend
  • Zusammenhang zwischen Verhalten und Bedürfnissen finden

Phase 4: Vegetieren und Validation bei Demenz

Im Aufarbeitungsprozess bei dementen Menschen ist die letzte Phase das Vegetieren. Dabei kapseln sich sehr alte Menschen einfach von der Außenwelt ab. Dazu kommt es, wenn von der Umwelt zu wenig Reize ausgehen. Betroffene können durch Validation bei Demenz vor allem durch Berührung, Anerkennung und Fürsorge unterstützt werden.

Praktische Tipps für die Validation bei Demenz

  • Zentrieren und verankerte Berührungen: Hinterkopf-Berührungen erinnern beispielsweise an väterliche Berührungen, an den Wangenknochen an mütterliche.
  • Falls es möglich ist, halten Sie Blickkontakt, Ihre Stimme sollte fürsorglich sein und Ihre Wörter einfach und kurz, auch bekannte Lieder können hilfreich sein.

Bei der Validation bei Demenz kommt es nicht unbedingt darauf an, wie lange der Kontakt mit dem dementen Menschen dauert. Vielmehr zählt, wie qualitativ sich dieser gestaltet. Validationsmaßnahmen finden überall Platz, wo alte Menschen leben. Somit können Sie sowohl in der Familie als auch in Pflege- und Betreuungseinrichtungen angewandt werden. Mit dieser wertschätzenden Kommunikationsmethode können Sie Ihren eigenen Alltag erleichtern und auch das Wohlbefinden Ihres desorientierten Angehörigen. Egal in welcher Lebensphase sich ein Mensch befindet: Er möchte sich verstanden und wertgeschätzt fühlen.

Quelle:
Naomi Feil, Vicki de Klerk-Rubin, Validation® – Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen, Reinhardt Verlag, 9. Aufl., 2010.

Vicki de Klerk-Rubin: Mit dementen Menschen richtig umgehen – Validation® für Angehörige, Reinhardt Verlag, 2009.
Naomi Feil, Validation® in Anwendung und Beispielen, Reinhardt Verlag, 6. Aufl., 2010.
Naomi Feil, Hörbuch: „Sie haben meinen Ring gestohlen.“, Audio CD gesprochen von Naomi Feil, 2005.
Anmerkung: Validation® nach Naomi Feil ist eine geschützte Bezeichnung.

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