Demenz und Pflege

In Österreich sind aktuellen Schätzungen zufolge zwischen 130.000 und 160.000 Personen von einer Form der Demenz betroffen. Da die Bevölkerung immer älter wird, soll sich diese Zahl bis 2050 verdoppeln. Die Erkrankung stellt nicht nur für Betroffene, sondern auch für Angehörige eine Herausforderung im Alltag dar. Deshalb finden Sie in diesem Beitrag Tipps für den Umgang mit dieser Krankheit.

Als Angehöriger kann es mitunter schwierig sein, auf die Erkrankung von seinen Liebsten adäquat zu reagieren. Oft herrscht Verunsicherung, was man tun soll, wenn etwa die Eltern dement werden. Egal, ob Aggression, Depression oder der Drang „davonzulaufen“ – wichtig ist, dass eine demente Person in ihrer Wahrnehmung ernstgenommen wird. Was können Sie für Ihre Angehörigen tun, wenn diese an Demenz leiden?

  • Alzheimer-Krankheit: Sie ist die häufigste Form der Demenz.
  • Vaskuläre Demenz: Aufgrund einer gestörten Blutversorgung des Hirngewebes.
  • Lewy-Body-Demenz: Durch Eiweißreste (Lewy-Körperchen) in den Nervenzellen der Großhirnrinde, die nicht abgebaut werden können.
  • Frontotemporale Demenz: Weniger verbreitet, entsteht durch das Zugrundegehen von Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns.

Grundsätzlich gilt für Sie als betroffener Angehöriger: So schnell wie möglich Hilfe annehmen. Nicht erst, wenn man emotional am Ende ist. Weiters ist wichtig, dass Sie auf sich selbst ebenfalls gut achtgeben. Versuchen Sie nicht, alles allein zu bewältigen. Einer der ersten Schritte ist ein ehrlicher Umgang mit Betroffenen. Denn diese wissen selbst, dass „mit ihnen etwas nicht stimmt“. Sie wissen nur nicht was genau es ist. Gerade im frühen Stadium besteht oft die Möglichkeit, die Entwicklung der Demenzerkrankung noch verzögern.

Demenzerkrankung – Tipps für Angehörige

Prinzipiell gilt im Umgang mit Menschen mit Demenz, im Alltag so viel Normalität wie möglich einzubauen.

  1. Sich Zeit nehmen für demente Menschen

Teil der Erkrankung ist es, dass betroffenen Personen oft einfache Aufgaben des täglichen Lebens nicht mehr bewältigen können. Daraus folgt, dass sie Aufgaben und Anweisungen nicht mehr verstehen und umsetzen können. Das ist keine Absicht, sondern Teil des Krankheitsbildes. Verwenden Sie daher einfache, klare Sprache, stellen Sie Blickkontakt her und sprechen Sie auf Augenhöhe. Wichtig dabei sind Geduld, wertschätzende Kommunikation und respektvoller Umgang.

  1. Betroffenen bei Demenz Geduld und Zuwendung schenken

Symptome der Demenzerkrankung sind etwa zunehmende Gedächtnisschwäche sowie kognitive Schwäche. Daraus resultieren etwa Schwierigkeiten beim Sprechen, Kleiden, Pflegen und Einkaufen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie sich mit Ihren betroffenen Angehörigen auf positive Weise beschäftigen und sie unterstützen. Gehen Sie auf Fragen, Ängste und Sorgen ein. Vermeiden Sie genervte Äußerungen und die Frage nach dem „warum“. Fokussieren Sie sich auf Aktivitäten, die Ihnen und der dementen Person nach wie vor Freude bereiten.

  1. Reizüberflutung und Multitasking vermeiden

Demenzerkrankte sind vor allem im fortgeschritten Erkrankungsstadium leicht überfordert. Übernehmen Sie alltägliche Entscheidungen einfach selbst. Fragen Sie also nicht „Willst du lieber Früchte- oder Kräutertee?“, wenn Sie bereits wissen, welche Vorlieben Ihr Angehöriger hat. Solche einfachen Fragen können zur Überforderung führen. Das gilt auch für Bereiche wie Tagesroutine, Körperpflege, Kleiderwahl und Alltagsaktivitäten. Wenn möglich, sollte Ihr Angehöriger nicht zu vielen Reizen auf einmal ausgesetzt werden.

  1. Über- und Unterforderung vermeiden

Gleich wie Überforderung, kann sich auch Unterforderung negativ auswirken. Ein dementer Mensch hat zwar seine Erkrankung. Dennoch weiterhin Bedürfnisse nach Nähe, Zuneigung und Austausch. Beziehen Sie ihn deshalb in den Alltag ein, wo es noch passend ist. Auch im weiteren Krankheitsverlauf gilt es solche Aktivitäten zu fördern, die Demenzerkrankten Freude bereiten.

Wenn das möglich ist, können Sie Ihren Angehörigen etwa beim Kochen mithelfen lassen und ihn schrittweise anleiten. Dies fördert jene Fähigkeiten, die bei der erkrankten Person noch vorhanden sind. Auch das Beibehalten von Routinen ist für demente Menschen sehr wichtig. Unterstützen Sie, wo Sie können und holen Sie sich Hilfe, wo Sie sie brauchen.

  1. Gefühle ernst nehmen bei Demenz

Vielleicht erscheinen Ihnen manche Gedankengänge Ihres betroffenen Angehörigen nicht nachvollziehbar. Die Gefühle, Sorgen und Wahrnehmungen sind in dem Moment für den Betroffenen jedoch real. Dementsprechend möchten sie auch ernst genommen und nicht maßgeregelt werden. Diskussionen bringen nichts, da für die demente Person der Sachverhalt wahr ist.

  1. Streitthema hinterfragen, nicht das Gegenteil behaupten

Bei Demenz kann es auch vorkommen, dass man als Angehöriger mit unwahren Beschuldigungen konfrontiert wird, Beispielsweise, dass man etwas vom oder vor dem Erkrankten versteckt hat. Lassen Sie sich nicht auf einen Streit ein. Versuchen Sie, das Gespräch auf ein anderes (positiveres) Thema zu lenken. Außerdem können Sie Ihren Angehörigen dabei unterstützen, den Gegenstand wiederzufinden.

  1. Soziale Beziehungen aufrechterhalten bei Demenz

Der Austausch mit Freunden und Familie wirkt sich positiv auf die Stimmung bei Demenz aus. Zudem kann das Depressionen vorbeugen. Regelmäßige Sozialkontakte, oder auch kleine Ausflüge erhalten die Aktivität des Erkrankten. Außerdem fördert es die Selbstständigkeit und Erlerntes wird länger behalten. Weiters wirkt es entlastend, wenn Sie Freunde und Bekannte über die Erkrankung informieren.

  1. Nicht auf Defizite eingehen und Selbstwertgefühl aufrechterhalten

Eine Demenz ist eine Erkrankung mit einem oft langsamen Verlauf. Die Betroffenen wissen selbst, dass „mit ihnen etwas nicht stimmt“. Sie können jedoch nicht genau benennen, was es ist. Verzichten Sie darauf, Vorwürfe zu machen oder auf die Defizite einzugehen. Unterstützen Sie Ihren Angehörigen lieber dabei, sein Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten. Positive Bemerkungen, Lob und der Fokus auf alles, was dem Erkrankten nach wie vor möglich ist, geben ihm Kraft.

Demenz als Diagnose stellt erstmal einen Schock dar – sowohl für Betroffenen als auch für Angehörige. Die Krankheit ist nicht heilbar. Dennoch gibt es Mittel und Wege, um damit so gut wie möglich umzugehen. Hören Sie gerne unsere Podcast-Folge für mehr Tipps zum Thema Demenz und Alzheimer an, um noch mehr darüber zu erfahren.

Quelle:
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Nicht-uebertragbare-Krankheiten/Demenz/%C3%96sterreichischer-Demenzbericht.html
https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/themen/umgang-mit-demenz.html
Vicki de Klerk-Rubin: Mit dementen Menschen richtig umgehen – Validation® für Angehörige, Reinhardt Verlag, 2009.
Peter Keiblinger, DGKP, akad. Experte für Menschen mit Demenzerkrankungen, zertifizierter und beeideter Gutachter der Gesundheits-und KrankenpflegePflegedienstleitung SeneCura Residenz Oberdöbling

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.optimamed.at zu laden.

Inhalt laden

 

Nach oben