Osteoporose

Kommt Ihnen folgende Aussage aus Ihrer eigenen Kindheit bekannt vor: „Viel Milch trinken – das ist gesund für die Knochen.“ Doch dies wäre zu einfach. Lautet die Diagnose Osteoporose, gehört viel mehr dazu. Knochenschwund ist eine Erkrankung, die jeden von uns treffen kann. Vor allem ältere Personen und Frauen nach dem Wechsel. Doch, wie entsteht die Krankheit und was können Sie dagegen tun?

Diagnose Osteoporose: Was passiert da im Körper?

Dr. Pamela Fenk, Fachärztin für Orthopädie und Traumatologie aus dem OptimaMed Rehabilitationszentrum Perchtoldsdorf, klärt auf, was bei Knochenschwund in unserem Körper vor sich geht. Das Knocheninnere erinnert an den Eifelturm. Außen setzt er sich aus einer dicken Rinde zusammen, die als Kortex bezeichnet wird. Im Knocheninneren findet sich ein Knochengerüst, das aus vielen kleinen Balken besteht (trabekulärer Teil des Knochens).

Damit ein starkes Gerüst entsteht, gibt es dort viele Verstrebungen untereinander – wie eben auch beim Eifelturm. Im Falle der Diagnose Osteoporose werden diese Verstrebungen immer weniger und dünner, wodurch sie auch leichter brechen. Bei Knochenschwund wird das Gerüst dadurch brüchiger.

Anzeichen für mögliche Diagnose Osteoporose

Problematisch an der Osteoporose ist, dass sie keine Schmerzen verursacht und sie sich nicht spürbar macht, bis es letztendlich zu einem Knochenbruch kommt. Das ist oftmals auch das erste Anzeichen. Weiters kann es auf die Diagnose Osteoporose hindeuten, wenn ein Mensch kleiner wird. Das liegt daran, dass – wenn es zu einem Wirbelbruch kommt – auch dieser Wirbel kleiner wird. Je mehr Wirbeln also brechen, desto kleiner werden wir.

Deshalb rät Frau Dr. Fenk ihren Patientinnen und Patienten, sich drei Mal jährlich am selben Ort zu messen. Stellt man dabei fest, dass man um mindestens drei Zentimetern geschrumpft ist, sollte man ich untersuchen lassen. Um festzustellen, ob bereits Brüche vorliegen, erfolgt eine Röntgenaufnahme der Brust- und der Lendenwirbelsäule. Außerdem ist jeder Bruch, der aus dem Stand heraus passiert, ohne, dass ein Unfall ursächlich ist, alarmierend. Ein klassisches Beispiel für einen Unfall wäre: Über den Teppich stürzen, da man mit dem Hausschuh hängenbleibt.

Geschlecht und Diagnose Knochenschwund

Frauen erhalten die Diagnose Osteoporose drei bis vier Mal häufiger, vor allem nach den Wechseljahren. Das liegt daran, dass die Geschlechtshormone dem Knochen Schutz bieten und diese aber bei Frauen im Wechsel wegfallen. Damit natürlich auch der Schutz. Männer hingegen erhalten die Diagnose eher erst ab dem 70. Lebensjahr. Weiters sind im männlichen Körper die Wirbel bzw. Schenkelhälse etwas dicker.

Unterschied: altersbedingter Abbau und Knochenschwund

Prinzipiell ist es nichts Ungewöhnliches, dass im Alter Knochenmasse abgebaut wird. Wo die Grenze zwischen normalem Abbau und pathologischem Knochenschwund liegt, kann nur mittels Knochendichtemessung herausgefunden werden. Diese gestaltet sich wie eine Art Röntgenverfahren.

In diesem Zusammenhang nennt Frau Dr. Fenk folgende Werte:

  • Diagnose Osteoporose bei allen Werten unter -2,5
  • Vorstufe Osteoporose bei Werten zwischen -2,5 und -1
  • Normal ist alles, was über -1 liegt

Tücken der Knochendichtemessung

Bei einer klassischen Knochendichtemessung wird jedoch die Rinde nicht gemessen, sondern nur das Knocheninnere. Im Falle von Diabetes findet die Osteoporose aber beispielsweise in der Rinde statt. Daraus resultiert, dass es schon Knochenbrüche gibt, obwohl die Knochendichtemessung gute Resultate gezeigt hat.

Ein weiterer Punkt ist, dass eine Knochendichtemessung wie ein Röntgenverfahren funktioniert. Hat eine Person Abnützungen in der Wirbelsäule, entstehen dabei kleine Knochenwülstchen rund um die kleinen Wirbelgelenke. Das Verfahren macht keinen Unterschied zwischen „gutem“ Knochen und diesen Knochenwülstchen. Somit täuscht es fälschlicherweise einen gesunden Knochen vor. Radiologen verfügen jedoch über bestimmte Programme, die errechnen können, wie viele Löcher sich tatsächlich in den Wirbeln befinden.

Faktoren für die Diagnose Osteoporose

Bei der Diagnose Osteoporose handelt es sich laut Frau Dr. Fenk um eine Risikoabschätzung. Ein Bestandteil der Diagnostik ist die Knochendichtemessung. Zudem gibt es Krankheiten und Faktoren, die häufiger zu Knochenschwund führen können. Um auch eine Risikoeinschätzung treffen zu können, braucht es aber auch eine Anamnese:

  • Ist jemand bereits um einige Zentimeter geschrumpft?
  • Gab es seit dem 40. Lebensjahr schon mehrere Knochenbrüche?
  • Gibt es in der Familie Fälle von Knochenschwund?
  • Ist die Person schon häufig gestürzt?
  • Plagen oftmals Rückenschmerzen?

Prinzipiell gelten Alkohol, Rauchen sowie Bewegungsmangel und zu wenig Sonnenlicht als Risikofaktoren. Dann gibt es noch unterschiedliche Erkrankungen, die die Diagnose Osteoporose begünstigen. Dazu zählen:

  • alle Arten von Rheuma, wie etwa die chronische Polyarthritis
  • Morbus Bechterew
  • Zuckerkrankheit
  • Nierenerkrankungen
  • Magenerkrankungen
  • Zahlreiche neurologische Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose)
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn)

Kommen mehrere dieser Faktoren zusammen, wird in Richtung Knochenschwund untersucht. Dazu kommen noch bestimmte Blutbefunde. Einerseits, um andere Krankheiten auszuschließen, die auch Knochenbrüche verursachen. Andererseits gibt es auch Blutwerte, die zeigen, wie gut unsere Knochen arbeiten.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Knochenschwund

Da der Knochen lebt und immer wieder neu aufgebaut wird, sind Sport und Bewegung ein wichtiger Faktor. Bis zum 30. Lebensjahr überwiegt der Knochenaufbau. In diesem Alter wird die höchste Knochenmasse erreicht. Macht jemand bis dahin nicht genügend Bewegung, bekommt der Knochen nicht genug Reize. Daraus folgt, dass dieser Gipfel gar nicht erst erreicht wird, sondern im schlimmsten Fall nur halb.

Nach diesem Gipfel des Knochenaufbaus sind Ab- und Aufbau im Gleichgewicht. Mit fortschreitendem Alter überwiegt dann langsam der Knochenabbau. Warum ist Bewegung schon in der Jugend wichtig? Ein Muskel liegt nicht lose am Körper an. Denn, die Muskelenden setzen am Knochen an. Daraus folgt: Wann immer ich einen Muskel bewege, vermittelt die Sehne das auch an den Knochen weiter.

Bewegung und Ernährung bei Diagnose Osteoporose

Ratsam ist auch Muskeltraining, weil dadurch der Knochenstoffwechsel angeregt wird. Ist die Diagnose Osteoporose einmal gestellt, muss man zwar mit der Krankheit leben. Jedoch kann man verhindern, dass sich die Knochenmasse weiter abbaut. Durch mindestens zwei Mal pro Woche intensives Krafttraining, aber auch Ausdauertraining und Gleichgewichtsübungen. Lesen Sie hier mehr darüber, wie Sie Ihre Fitness im Alter erhalten.

Bezüglich Ernährung eignet sich Milch, wegen ihres Kalziumgehalts sicher gut bei Knochenschwund. Gleiches gilt auch für Milchprodukte und Mineralwasser mit über 150mg Kalzium pro Liter. Auch manche Fruchtsäfte sind empfehlenswert.

Nahrungsmittel, die sich ebenfalls gut eignen sind etwa:

  • Brokkoli, Kohlgemüse, Lauch und Fisolen
  • Beeren, Kiwis, frische Feigen und Orangen
  • Mohn, Haselnüsse, Sesam, Amaranth, Quinoa, Hafer

Kalzium und Vitamin D

Für eine optimale Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung empfiehlt sich Vitamin D. Dies findet sich etwa in fettreichem Fisch, Eiern und Pilzen. Wenn möglich, sollten Kalziumräuber in großen Mengen vermieden werden. Darunter fällt Phosphat aus Fleisch und Wurstprodukte, Cola, Schmelzkäse und Fertigprodukten. Nicht mit kalziumhaltigen Produkten sollten oxalsäurehaltige Lebensmittel verzehrt werden: Rhabarber, Spinat, Mango, rote Rüben, schwarzen Tee, Schokolade, Kaffee und Kakao.

Abschließend empfiehlt Frau Dr. Fenk, sich als Frau ab 65 regelmäßig auf Osteoporose untersuchen zu lassen, unbedingt aber ab dem Wechsel. Männer ab dem 70. Lebensjahr. Liegen Risikofaktoren vor, sollte diesbezüglich früher ein Arzt aufgesucht werden. Noch mehr Informationen zum Thema finden Sie in unserer Podcast-Folge.

Quelle: Pamela Fenk, Fachärztin für Orthopädie und Traumatologie im OptimaMed Rehabilitationszentrum Perchtoldsdorf
Fotocredit: Shutterstock

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