Pflegefall in der Familie

Es kann von einem Tag auf den anderen passieren oder sich langsam anbahnen: Durch einen Sturz, eine Erkrankung, den Tod des Lebenspartners oder andere Umstände ist ein Familienmitglied plötzlich nicht mehr in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Es besteht akuter Pflegebedarf. Plötzlich ist man mit einem Pflegefall in der Familie konfrontiert. Im Folgenden werden die wichtigsten Schritte beschrieben, die für die Organisation von Pflege erforderlich sind.

Pflegestufe feststellen lassen – Antrag auf Pflegegeld einreichen

Um Pflegegeld zu beziehen, muss dieses beim zuständigen Sozialversicherungsträger (z.B. PVA) beantragt werden. Dies kann formlos erfolgen. Der Sozialversicherungsträger wird dann die Pflegestufe der betroffenen Person feststellen lassen.  Durch eine ärztliche Begutachtung im Rahmen eines Hausbesuchs werden der Pflegebedarf ermittelt, die Pflegestufe bestimmt und per Bescheid mitgeteilt.

In Österreich gibt es sieben Pflegestufen, die sich am Ausmaß der benötigten Pflegestunden orientieren. Die Pflegestufe ist ausschlaggebend für das Ausmaß des Pflegegeldes und für die richtige entsprechende Betreuung im Pflegeheim.

Tipp: Der Antrag auf Pflegegeld kann oft auch online mit qualifizierter Signatur (Handysignatur oder Bürgerkarte) erfolgen. Besuchen Sie dazu die Website des Sozialversicherungsträges.

Pflegefall in Familie – Die passende Pflegelösung finden

Kommt es zu einem Pflegefall in der Familie, können Pflegebedürftige und ihre Angehörige in Österreich aus einem breiten Angebot an Pflegelösungen wählen. Um die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der betroffenen Menschen zu berücksichtigen, sollte man sich ausreichend Zeit nehmen, um die jeweils richtige Pflegeform zu finden. Grundsätzlich ist zwischen mobiler Pflege (Pflege zu Hause) und stationärer Pflege (Pflegeheime) zu unterscheiden.

Hat man sich für die Pflege zu Hause entschieden, ist es dennoch sinnvoll, sich auch über stationäre Pflegelösungen zu informieren. Da sich der Gesundheitszustand der betroffenen Person rasch verändern kann oder z.B. aufgrund des Urlaubs der Angehörigen, vorübergehend stationäre Pflege (Kurzzeitpflege) gebraucht werden könnte.

Die Kosten der Pflege klären

Um die Kosten der Pflege abschätzen zu können, sollten die Angebote und Kosten von mehreren Anbieter:innen verglichen werden, um das Preis-Leistungsverhältnis abschätzen zu können.

In den meisten Pflegeeinrichtungen wohnen die Bewohnerinnen und Bewohner in Einzelzimmern oder teilen sich ein Zimmer mit einer zweiten Person.  Zusätzlich bietet jedes Pflegeheim ein Paket an Leistungen und Angeboten, die mit der Unterkunft pauschal verrechnet werden.

Ist die Wahl getroffen nach einem Pflegefall in der Familie, gilt es ein monatliches Budget zu erstellen. Dieses Budget setzt sich meist aus eigenem Einkommen (z.B. Pension), Pflegegeld und gegebenenfalls einem Kostenzuschuss der Sozialhilfe zusammen. Darüber hinaus verbleiben der pflegebedürftigen Person ein gesetzlich vorgesehenes monatliches Taschengeld, sowie etwaige Sonderzahlungen und ein eventueller Restbetrag der Pension.

Sollte der Pflegebedarf von einem Unfall herrühren, kann auch eine Unfallversicherung Kosten übernehmen. Von weiteren finanziellen Vorteilen kann man bei Besitz eines Schwerbehindertenausweises profitieren, sofern entsprechende Einschränkungen bestehen.

Einen weiteren Kostenfaktor können Krankentransporte darstellen. Bei häufigen Fahrten ins Krankenhaus oder zu anderen Behandlungsstätten kann ein Antrag auf Transportkostenzuschuss bei der Sozialversicherung eingebracht werden.

Trotz des breiten Unterstützungsangebots in Österreich, gibt es immer auch Kosten, für die man selbst aufkommen muss. Daher ist es sinnvoll, auch diese Kosten im Voraus einzuplanen.

Sich selbst ein Bild machen bei Pflegefall in der Familie

Um eine Pflegeeinrichtung richtig einschätzen zu können, sollte man sie bei einem Pflegefall in der Familie auf jeden Fall persönlich besichtigen. Je mehr Pflegeheime besichtigt werden, desto besser die Vergleichsmöglichkeiten. Zusätzlich zum eigenen Eindruck können offizielle Bewertungen bei der Auswahl der Pflegeeinrichtung helfen. In diesem Sinn kann auch das „NQZ“ (Nationales Qualitätszertifikat für Alten- und Pflegeheime in Österreich) als Anhaltspunkt dienen. Alten- und Pflegeheime, die dieses Zertifikat aufweisen, stehen für besonders hohe individuelle Lebensqualität im Pflegealltag. Doch auch sogenannte „Transparenzberichte“ von Krankenversicherungen geben Aufschluss über die Qualität der Pflege und Betreuung in einer Einrichtung.

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